Insektensammlung

Erst unter dem Stereomikroskop sind die Körpermerkmale zu erkennen, die bestimmte Insektenarten voneinander unterscheiden. Vorher müssen die Insekten jedoch fixiert werden.

Zur eindeutigen Bestimmung einzelner Arten aus der unfassbaren Vielfalt an Insekten, ist es nicht selten nötig einzelne Individuen unter dem Stereomikroskop genau anzusehen. Dies trifft auch auf unsere heimischen Wildbienen zu, die mit ca. 570 Arten in Deutschland vertreten sind. Dazu werden sie durch Ethylacetat (Essigsäureethyl-ester) oder starke Kühlung getötet. Erst nach dem Präparieren, können spezifische Arten anhand ihrer winzigen Körpermerkmale, wie z.B. der Oberflächenstruktur der Cuticula oder den Lappungen der Beindornen, bestimmt werden. Jedes präparierte Tier wird anschließend in eine Sammlung überführt und für zukünftige Forschungs-fragen aufbewahrt. Manche Individuen werden darüber hinaus zu Ausbildungszwecken bei Bestimmungsübungen für Studierende verwendet. Somit haben all diese Tiere einen Mehrfachnutzen.

Die Grundvoraussetzung für Insektenfänge ist eine detaillierte Protokollierung.

Auch im Schulinsektenhausprojekt können wir diese Praxis nicht umgehen, da sie für die exakte Bestimmung der Insekten und Wildbienenvielfalt notwendig ist. Glücklicherweise stellen wir in diesem Projekt keine üblichen Fallen auf, welche ungezielt Insekten aller Art fangen, sondern sammeln ausschließlich die Nester der gewünschten Insektenarten. Des Weiteren haben wir die Möglichkeit gezielt Individuen aus den Nestern zu entnehmen und andere zu verschonen.

In der linken Brutzelle entwickelt sich die Puppe einer Töpferwespe, während in der rechten Zelle kurz vor der Verpuppung eine parasitische Wespe geschlüpft ist. Diese wird die Wirts-Wespenarve in wenigen Tagen aufgefressen haben. Im nächsten Frühjahr werden deshalb zwei verschiedene Wespenarten aus dem gleichen Nest schlüpfen.

In Deutschland ist es grundsätzlich verboten Wildbienen und andere Insekten zu fangen oder ihnen nachzustellen. Im Falle von relevanten Forschungsarbeiten, wie im Rahmen des Schulinsektenhausprojektes, wurde daher für die Entnahme der Nester eine Ausnahmegenehmigung nach dem Bundesnaturschutzgesetz für die Mitarbeiter der Universität Freiburg eingeholt.

Ein interessanter Beitrag zum Thema Insektenfang wurde 1994 in den Leitlinien des Bundesfachausschusses Entomologie des NABU zusammengefasst und als „Ehrenkodex der entomologischen Feldarbeit“ publiziert. Im Folgenden drei Auszüge:


„Arthropoden können, ebenso wie Wirbeltiere, effektiv nur durch die Bewahrung ihrer Lebensräume geschützt werden. Die aus der Wirbeltierkunde abgeleiteten Maßnahmen des Schutzes von Einzelindividuen sind bei Insekten aufgrund des hohen Vermehrungspotentials und der kurzen Lebensdauer ökologisch nicht begründbar: Sie dienen allenfalls der plakativen Befriedigung ethischer Bedenken. Es gibt bisher keinen authentischen Fall, in dem eine Insektenform (Art, Rasse, Population) durch entomologisches Sammeln ausgerottet wurde oder durch Sammelverbot gerettet werden konnte.”

„Das Sammeln ist die einzige zuverlässige und nachvollziehbare Methode zur Dokumentation des Vorkommens von Arthropodenarten und dient der Reproduzierbarkeit wissenschaftlicher Ergebnisse, denn im Gegensatz zu den meisten Wirbeltieren lassen sich viele Arthropodenarten erst nach entsprechender Präparation bestimmen.

„Immer wieder wird die Frage gestellt, ob das Sammeln und Töten von Insekten in der heutigen Zeit noch vertretbar ist. Die Gefährdung von Arthropoda beruht jedoch fast ausschließlich auf der Vernichtung und Einengung ihrer Lebensräume, dem Rückgang vieler Pflanzenarten sowie derjenigen Tierarten, die Arthropoden als Wirte dienen. Die Ursache dafür liegt bei der immer intensiveren Nutzung der natürlichen Umwelt durch den Menschen. Mit ihr verbunden sind eine zunehmende Verbauung, chronische Vergiftungen der Böden und der Luft, nachhaltige Veränderungen des Wasserhaushaltes und ein stetig zunehmender Trophiegrad der Umwelt.”